Ein Text ist keine Betonburg

Die Kanzleisprache früherer Jahrhunderte beschert uns leider bis heute sprachliche Betonburgen vor allem im Amtsdeutsch. Sätze wie diese kosten nicht nur den Leser kostbare Zeit, sondern sicherlich auch den Verfasser:

„Darüber hinaus wäre bei erfolgreichem Verlauf das Problem der Entscheidung hinsichtlich des Zeitpunktes der von der Gemeinde in eigener Regie durchzuführenden Erschließung unter dem rechtlichen Gesichtspunkt der Verdichtung der Erschließungspflicht umgangen.“

Man könnte einfacher schreiben:

„Bei erfolgreichem Verlauf entfiele für die Gemeinde der Druck zu entscheiden, wann sie ihrer Erschließungspflicht nachkommt.“

Verschachtelte Bandwurmsätze sind schwer verständlich. Bei einer Vielzahl von Einschüben verliert der Leser den Überblick. Die Lesefeundlichkeit leidet auch darunter, wenn zusammengesetzte Verben zu weit auseinandergerissen werden. Denn der Inhalt erschließt sich erst mit dem Sinn gebenden Verb. Was hilft: kürzen, einen Nebensatz bilden oder den Sachverhalt direkt in mehr als einen Satz fassen.

Das letzte Hemd

Wenn Sie Ihr letztes Hemd verschenkt haben, sind Sie nackt und frieren. Das Letzte ist das Allerletzte:

„Im letzten Jahr meiner Tätigkeit bei der Firma XY.“
„Die letzte Ausgabe der Zeitschrift XY im Jahr 2010.“
„Das war mein letzter Versuch.“

Wenn die jüngere Vergangenheit gemeint ist, muss es heißen:

„im vorigen Jahr“
„im vergangenen Jahr“
„im zurückliegenden Jahr“
„bei der jüngsten Vollversammlung“

Redigieren

Redigieren ist das Bearbeiten eines Textes. Dabei geht es nicht nur um Rechtschreibfehler und falsch gesetzte Kommas. Auf den Prüfstand gehören auch der logische Aufbau und die formale Strukturierung, die zielgruppengerechte Darstellung und der Schreibstil.

Schon kleine Eingriffe können einen Text lesefreundlicher machen, beispielsweise der Verzicht auf schwerfällige und aufgeblasene Formulierungen und Bandwurmsätze.