Erst Kindheitsspaß, dann Lokaljournalistenalbtraum und schließlich Teil eines rheinischen Lebensgefühls – wer mit dem Karneval groß geworden ist, hat auf immer mindestens das Liedgut im Ohr und wippt zu den Refrains mit, sobald er sie hört. Das verscheucht im Nullkommanix trübe Gedanken. Jetzt gibt es einen Gute-Laune-Macher mit Lieblingstönen für die Jackentasche: die Tuschmaschine. Ein Non-Book aus dem Verlag emons. Mit Sitz in Köln. Natürlich.
Mein Geburtstag fällt meist mitten in die tollen Tage. Das konnten meine ganz und gar karnevalistisch unbelasteten Eltern spätestens seit dem Umzug der Familie ins Rheinland nicht ignorieren. Immer und immer wieder hörten wir Kinder die Stimmungslieder „humba humba tätärä“ und „Wir versaufen unser Oma ihr klein Häuschen“. Schließlich kam der Tag meiner Kindheit, an dem ich selbstbewusst mitgrölen konnte: „Am Rosenmontag, bin ich gebooren…“, und im örtlichen Karnevalszug mitmarschierte.
Ein Orden für die Presse. Wie peinlich.
Der frohsinnige Zauber verflog mit dem Älterwerden. Vor allem, als ich als Jungredakteurin einer Tageszeitung auch über Karnevalssitzungen berichten musste. Es kam der Tag, an dem ich aus dem Publikum heraus auf die Bühne gerufen wurde und mir als Vertreterin der Presse ebenfalls ein Karnevalsorden umgehängt wurde: ein Funkemariechen aus Gummi. Das war mir sehr peinlich. Und ich lernte danach, wie man sich ganz schnell die wichtigsten Infos besorgt, ganz schnell wieder verschwindet und ganz schnell einen selbstverständlich positiven Sitzungsbericht schreibt.
Nit für Kooche Lück
Das rheinische Lebensgefühl brachte mir die Kölschrock-Band BAP zurück, deren erste Platten noch heute in meinem Schrank stehen. Jeweils zur Karnevalszeit drehte sich auf meinem Plattenteller die LP „vun drinne noh drusse“. Dann grölte ich inbrüstig mit: „Oh, nit für Kooche, Lück, bliev ich Karneval he, nä ich verpiss mich hück, ich maach nit met dobei.“
Quatsch macht glücklich
Mit der eigenen Tochter ging der ganze Zirkus wieder von vorne los. Denn die Kindergarten- und Grundschulzeit in einer rheinischen Gemeinde mit eigenem Karnevalsverein spülte das Brauchtum wieder in den Alltag. Aber es brachte auch das Quatschmachen zurück, die Wiederentdeckung der ursprünglichen Freude am Verkleiden, gern auch als Nikolaus, und die Lust am Schmettern närrischer Ohrwürmer.
Eine Tuschmaschine für das rheinische Jeföhl
Der emons-Verlag hat in diesem Jahr nun die Tuschmaschine von Rüdger Liedtke herausgebracht, ein hosentaschengroßes Kasterl, das auf Knopfdruck 16 verschiedene Töne anschlagen kann: vom dreifachen, namensgebenden Tusch, über Straßen- und Kneipenatmosphäre bis zu Klassikern des kölschen Liedguts. Das habe ich mir sofort gekauft. Ein genialer Muntermacher für sich selbst, in Gesellschaft oder bei langweiligen Meetings.
Alle 16 Sounds
- Kölner Karnevalstusch
- Laridah-Marsch (Einzug des Dreigestirns)
- Ritsch-Ratsch, de Botz kapott
- Kamelle
- Schenk mir Dein Herz
- Strüssjer
- Rut sin de Ruse
- Kölle Alaaf
- Denn wenn dat Trömmelche jeht 1
- Denn wenn dat Trömmelche jeht 2
- Köbes, ein Kölsch!
- Treue Husaren Marsch
- Rakete
- Viva Colonia
- Tröte
- Bye, bye my love
Rüdiger Liedtke
Die Tuschmaschine
Sound Machine mit Schnur zum Umhängen
Köln: Emons Verlag 2014
EAN 978-3-95451-407-6
10,2 x 6 x 1,9 cm
€ [D] 9,99 €