Manchmal bin ich dankbar für den ungelesenen Stapel Papier und Post. Zum Beispiel bei Hexenschuss. Dann pflanze ich mich bewegungsunlustig aufs Sofa und lese sogar die Wahlwerbung. Schließlich bin ich als NRW-Bürger am 13. Mai auch mit Wählen dran.
Aber jetzt bitte keine politischen Gespräche. Nicht jetzt. Mit dem Samstagsgroßeinkauf im Supermarkt habe ich meine Schuldigkeit getan. Der Mohr kann gehen.
Direkt vor dem Ausgang des Geschäftes stehen jede Menge Kommunalpolitiker und machen Wahlkampf. Und alle kennen sie mich. Heute stand mein Bericht über die Etatverabschiedung in der Zeitung, für die ich mir im Gemeinderat tapfer sieben (!) Haushaltsreden angehört habe.
Wie komme ich an denen jetzt vorbei? Im Backshop vor dem Ausgang kaufe ich rasch ein Stück Apfelkuchen. Kuchen statt Wahlkampf als Notlösung.
Freundlich werde ich draußen begrüßt und mit Parteienreklame versorgt. Ich zücke sofort und strahlend meine Kuchentüte.
Das ist für Sie. Ich kaufe mich frei. Ich will nicht reden.
Das Manöver glückt. Bevor sich mein Gegenüber von seiner Überraschung erholt hat, bin ich mit meinem Einkaufswagen auf und davon.
Nächsten Sonntag gehe ich wählen. Aber ganz bestimmt nicht am Samstagvormittag in meinen Supermarkt. Sonst brauche ich womöglich eine ganzes Blech mit Kuchen, um mich freizukaufen.