Bin beleidigt. Zollstöcke mit Namen gibt es nur für Männer.

Zollstöcke nur für Männer

Zollstöcke nur für Männer

Seit ich eine Bohrmaschine besitze, kann ich Wunderdinge vollbringen. Mein bisherige Glanzleistung bestand darin, das durchgebrochene Bein eines Barbi-Pferdes mit einer Stiftverbindung in fein gebohrten Löchern wieder spieltauglich repariert zu haben.

Werkzeug? Hab ich!

Seitdem marschiere ich munter in Baumärkte, um mich mit Werkzeug für neue Probleme einzudecken. Mein Sammlung ist inzwischen beachtlich, und wenn ein Nachbar klingelt: „Hätten Sie vielleicht …?“, lasse ich ihn gar nicht erst ausreden, sondern behaupte sofort: „Hab ich.“ Nur die Kreissäge, die ich neulich brauchte, musste ich mir selbst ausleihen. So oft zerkleinert man schließlich keine Schränke, damit sie in den Sperrmüllwagen passen.

Keine Ilse dabei

Bei Besorgungen im Baumarkt gucke ich gerne auch rechts und links, weil es so unfassbar schlaue Sachen gibt und stieß auf einen Ständer mit Zollstöcken. Nett, dachte ich. Mit Namen. Und drehte das Ding und drehte es. Es war nicht nur keine Ilse dabei; es gab überhaupt keine Zollstöcke mit Frauennamen. Frechheit!

Trost aus der Timeline

Trotzig zog ich ab. Stift und Papier hatte ich nicht dabei, sondern hätte ich dem Ständer einen patzigen Denkzettel verpasst. Vielleicht so: „Pff. Ich habe die Emanzipation der Frau längst hinter mir und setze mich jetzt für die Gleichberechtigung der Männer ein.“ Stattdessen gab ich den Sachstand auf Twitter durch und erhielt postwendend Trost aus der Timeline:

Passt. Ich nenne mich jetzt ab sofort Ilse Friedrich Mohr.

Twitter für Lernlinge. Eine Fundgrube für neue Wörter.

Früher gab es einen Verriss in der Zeitung, heute wird „zerbloggt“.

 

 

 

 

 

 

 

Grimm`sche Märchen in Tweetlänge neu erzählt. Nicht immer kindertauglich.

Twitter wird mehr und mehr auch zum Tummelplatz für kreative Schreiber, Poeten und Twitteraturisten, die einen scharfzüngigen Geistesblitz oder pointierten Aphorismus, unterhaltsame Kürzestgeschichten oder pfiffige Wortspielereien kunstvoll in 140 Zeichen packen. Mehr Zeichen passen in einen Tweet nicht hinein. Was geschieht, wenn Grimm`sche Märchen auf Twitter Gestalt annehmen, hat auf amüsante Weise der Wettbewerb Tiny Fables gezeigt.

Kirmespferde

Worum es ging: „Ihr glaubt, dass Rotkäppchen es gar nicht bis zur Großmutter geschafft hat? Dass Hänsel und Gretel zwei verfressene kleine Gören waren, die ihre Großmutter für drei goldene Haare eingetauscht haben, weil der Teufel so einsam war und ihnen dafür Lebkuchen bis an ihr Lebensende versprach? Dass es eigentlich nur eine Großmutter für alle Märchenfiguren gab, die irgendwann streikte, weil ja jetzt in Rente und Weltreise usw.? Dann postet das auf Twitter!“

Und bevor ich jetzt verrate, wer die Sieger des Wettbewerbs sind, gibt es hier zunächst Kostproben aus der Märchenerzählkunst meiner Timeline:

 

 

 

In kleinen Schritten
zum Silvernerd

Ich bin ü50. Zu jung, um Babysöckchen für nicht vorhandene Enkel zu stricken und den Anschluss zu verpassen. Den Anschluss an eine Welt, die sich im Internet experimentierfreudig vernetzt.

Natürlich kann meine Generation inzwischen E-Mails verschicken und online eine Bahnfahrkarte buchen, Nachrichtenkanäle nutzen und zielgerichtet nach Informationen suchen. Aber das Netz kann mehr. Und es macht Spaß. Man muss es nur ausprobieren.

Ich möchte deshalb in meinem neuen Blog www.silvernerd.de teilen, was jemand erlebt und lernt, der seine ersten Artikel noch auf der Schreibmaschine getippt hat, dann vom Computerzeitalter überrollt wurde und mit Verspätung das Mitmachweb auf eigene Faust und als neue journalistische Herausforderung entdeckt.

Adieu Schreibmaschine

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