
Zollstöcke nur für Männer
Seit ich eine Bohrmaschine besitze, kann ich Wunderdinge vollbringen. Mein bisherige Glanzleistung bestand darin, das durchgebrochene Bein eines Barbi-Pferdes mit einer Stiftverbindung in fein gebohrten Löchern wieder spieltauglich repariert zu haben.
Werkzeug? Hab ich!
Seitdem marschiere ich munter in Baumärkte, um mich mit Werkzeug für neue Probleme einzudecken. Mein Sammlung ist inzwischen beachtlich, und wenn ein Nachbar klingelt: „Hätten Sie vielleicht …?“, lasse ich ihn gar nicht erst ausreden, sondern behaupte sofort: „Hab ich.“ Nur die Kreissäge, die ich neulich brauchte, musste ich mir selbst ausleihen. So oft zerkleinert man schließlich keine Schränke, damit sie in den Sperrmüllwagen passen.
Keine Ilse dabei
Bei Besorgungen im Baumarkt gucke ich gerne auch rechts und links, weil es so unfassbar schlaue Sachen gibt und stieß auf einen Ständer mit Zollstöcken. Nett, dachte ich. Mit Namen. Und drehte das Ding und drehte es. Es war nicht nur keine Ilse dabei; es gab überhaupt keine Zollstöcke mit Frauennamen. Frechheit!
Trost aus der Timeline
Trotzig zog ich ab. Stift und Papier hatte ich nicht dabei, sondern hätte ich dem Ständer einen patzigen Denkzettel verpasst. Vielleicht so: „Pff. Ich habe die Emanzipation der Frau längst hinter mir und setze mich jetzt für die Gleichberechtigung der Männer ein.“ Stattdessen gab ich den Sachstand auf Twitter durch und erhielt postwendend Trost aus der Timeline:
Konsequente Emanzipation ermöglicht es, die Tochter Hans oder Günter zu nennen. Und schon gibt’s den Zollstock. @IlseMohr @SchanzenINI
— T-Bonnes (@TBonnes1) 30. Oktober 2014
Passt. Ich nenne mich jetzt ab sofort Ilse Friedrich Mohr.