Wahlkampfgrammatik

Nordrhein-Westfalen ist zurzeit mit so vielen Wahlplakaten zugeplastert, dass ihre Lektüre die Sicherheit im Straßenverkehr gefährden könnte. Aber man muss sie ja nicht alle lesen. Es macht mehr Spaß, beim Autofahren Flieder- und Maibäume anzuschauen.

Aber mit diesem einen Plakat stimmt etwas nicht. Was stand da? Ich wende. Ich bin neugierig. Ich will es genau wissen.

Der Inhalt ist es nicht. Je nach Blickwinkel kann man unterschiedlicher Meinung sein. Eine Kommune im Nothaushalt etwa würde sich bestimmt über teure Versprechen des Landes freuen, wenn das für solide Finanzen in den Rathäusern sorgt.

Nein. Es ist die Grammatik. Die Präposition statt steht mit dem Genitiv. Rettet ihn! Es müsste korrekterweise heißen: „Solide Finanzen statt teurer Versprechen“.

Den Fehler findet jede Rechtschreibprüfung sofort. Wenn man sie benutzt. Aber vielleicht war dafür in diesem kurzen Wahlkampf keine Zeit. Auch die einschlägigen Sprachberatungsstellen sind sich einig: „Das geht gar nicht.“

Klar kenne ich den blöden Spruch: Wer einen Fehler findet, darf ihn behalten. Ich will ihn aber nicht behalten. Ich will ihn gar nicht!

Ein Gedanke zu „Wahlkampfgrammatik

  1. Wahlkampfphysik
    Dem wunderlichen Treiben auf den Plakaten der doch angeblich so bildungsfreundlichen Parteien kann auch ich bisweilen nur befremdet zusehen. Da kann man beispielsweise auf den Plakaten einer Partei mit Farbnamen lesen: „Jede Kraft braucht einen Antrieb“

    Wenn wir mal von dem wenig originellen Holzhammerhintersinn absehen, der eine physikalische Größe mit dem Nachnamen einer Ministerpräsidentin gleichsetzt, bleibt eine Behauptung, die jedem Physiklehrer das Gruseln beibringt. Denn wie jeder Siebtklässler weiß, ist es genau andersherum richtig: Jeder Antrieb braucht eine Kraft. Allenfalls könnte gelten: Jede Kraft kann ein Antrieb sein. Für was auch immer.

    Will man dem Wortspiel aber folgen, stellt sich gleich die nächste Frage: Wie viele Ministerpräsidentinnen haben wir denn? Schließlich braucht ja *jede* Kraft einen Antrieb. Oder befürchtet die Partei vielleicht noch weitere Krafts? Da die Ministerpräsidentin in der engeren Familie nur Mann und Sohn vorweist, könnte vielleicht ihre Schwiegermutter gemeint sein …

    Ich befürchte jedoch, all diese Interpretationen gehen zu weit. Wahrscheinlicher ist, dass unser Schulsystem auch bei den Machern dieses Plakates versagt hat. Dem begegnet die Farbpartei jedoch durch vorbildliche Selbsthilfe: „Grün macht Schule“

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